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Tafeln in der Diskussion Professor Selke zu Gast bei Zusammen mit Bürgern e.v. in Rodgau
Anlässlich eines außerordentlichen Bürgerstammtischs am Montag, dem 30.08.2010 hatte der Verein Zusammen mit Bürgern e.V. Professor Selke, einen bekannten Medienwissenschaftler und Soziologen zu Gast, der sich in einem Referat kritisch und aktuell mit der Institution der Tafeln in Deutschland auseinandersetzte. In seinem Referat wies er darauf hin, wie es sich zur Zeit mit der Armutslage in Deutschland verhält. Selke ist sehr ambitioniert und versucht alle Kräfte sinnvoll zu bündeln, die sich mit den Tafeln auseinandersetzen, unter anderem auch auf der Website : www.tafelforum.de. Im Oktober diesen Jahres veranstaltet Professor Selke die erste interdisziplinäre Tafeltagung in Deutschland. Er berichtete in seinem Referat über seine Erfahrungen bei der Arbeit innerhalb einer Tafel, die er selbst aktiv über ein Jahr lang begleitete und mithalf. Er betonte auch mehrfach, dass es ihm nicht darum geht in seinen Untersuchungen die Arbeitsleistung und das Engagement der ehrenamtlichen Mitarbeiter in Frage zu stellen. Die engagierten Ehrenamtlichen, die sich bei Tafeln oder auch bei Suppenküchen um eine konkrete Hilfe bemühen und in ihrer Arbeit sehr viel leisten, verdienen die Anerkennung der Gesellschaft. Es ginge ihm vielmehr darum, auf die Missstände die bei großen Organisationen wie den Tafeln vorkommen hinzuweisen, um mit einem wissenschaftlichen Auge auf das Phänomen gesellschaftlicher Armut zu schauen. Neben seinen eigenen Erfahrungen bei der Arbeit in den Tafeln, steht auch seine unermüdliche Recherche im Vordergrund des Interesses. So hat Prof. Selke in seinem Buch "Tafeln in Deutschland" die Aspekte einer sozialen Bewegung zwischen Nahrungsmittelumverteilung und Armutsintervention beschrieben. Für die anwesenden Gäste war es interessant aus erster Hand zu erfahren, dass die organisierte Hilfe durch die Tafeln auch ihre Schattenseiten hat. So ist es für große Discounter beispielsweise ein erheblicher Sparfaktor, ihre Lebensmittel durch die freiwilligen Helfer der Tafeln aussortieren zu lassen. Das führt nicht selten auch zur Verringerung von eigenem Personal. Hauptaugenmerk richtete Professor Selke in seinem Referat auch auf die gesellschaftliche Problematik der Verarmung in der Bundesrepublik Deutschland, einem der reichsten Länder der Welt (Rang 13). Mehr als 8 Millionen Menschen leben von Transferleistungen, 15 Millionen Menschen gelten als arm und ca. 1 Million Menschen beziehen Leistungen von den Tafeln. Professor Selke berichtete auch über die Ablehnung aus den Reihen der Tafel , die seine Forschung erfuhr, aber auch ungeteilte Zustimmung. Mehrfach betonte Professor Selke während seines Referates noch einmal, dass es ihm nicht darum geht, die Mitarbeiter zu kritisieren , die ihr Engagment bei den Tafeln einbringen, sondern den systemischen Ansatz, der es letztlich den Parteien und der Politik ermöglicht, sich aus der Verantwortung für die Armut in Deutschland zu stehlen.
Die abschliessende Diskussion mit Professor Selke war überaus fruchtbar und viele Fragen der Anwesenden konnten von dem Referenten beantwortet werden. Viele Wortmeldungen gingen in die Richtung : Tafeln alleine reichen nicht, um das gesellschaftliche Problem der Massenarmut in den Griff zu bekommen. Zumal in Gegenden in Deutschland, in denen die Armut sehr groß ist, kaum Tafeln existieren, wie beispielsweise in Mecklenburg -Vorpommern. Soziale Verantwortung der Regierenden und angepasste Löhne sollten irgendwann die Tafeln überflüssig machen, so der Tenor in der Diskussion. Als eine sehr sinnvolle Hilfeeinrichtung stellten die Mitarbeiterinnen der Nieder-Rodener Suppenküche ihre Arbeit vor. Diese Einrichtung steht allen Bürgerinnen und Bürgern ohne Ansehen ihres sozialen Standes offen. Die Mahlzeiten werden zu einem geringen Festpreis angeboten. Eine Spendenbox ermöglicht es denjenigen, die finanziell in der Lage sind, die Arbeit der Suppenküche angemessen zu unterstützen. Registrierungen werden nicht vorgenommen. Das Thema wird auch zukünftig vom Verein Zusammen mit Bürgern e.V. in diversen Gesprächsrunden diskutiert und aufmerksam verfolgt werden. Fazit des Abends : Ein gelungener informeller Bürgerstammtisch von ZmB e.V. mit einem hochkarätigen Experten. Die nächste Veranstaltung dieser Art wird im Oktober stattfinden und dann mit einem Vertreter des Bundes der Steuerzahler Thema : Haushalt der Stadt Rodgau
Bildtexte : Professor Stefan Selke links mit Horst Böhm Vorsitzender ZmB Rodgau e.V rechts im Bild |
